Haldun Taner, geboren am 16. 3. 1915 in Istanbul. Er studierte in Heidelberg Staatswissenschaften, in Istanbul Germanistik und Kunstgeschichte sowie in Wien Theaterwissenschaft; dort als Regieassistent am Theater in der Josephstadt tätig. Seit 1957 Lehrbeauftragter an den Universitäten Istanbul und Ankara für Theatergeschichte und Dramaturgie. Herausgeber der Zeitschrift “Oyun” (Das Schauspiel). 1960 Entlassung aus dem Universitätsdienst, seitdem freischaffender Autor. 1967 Gründung des ersten türkischen Kabarett-Theaters “Devekuşu” (Vogel Strauß). – Taner ist heute der meistgespielte türkische Theaterautor, darüber hinaus Verfasser sehr erfolgreicher Kurzgeschichten und Erzählungen. Er starb am 7. 5. 1986 in Istanbul.
* 16. März 1915
† 7. Mai 1986
von Zehra Ipşiroğlu
Essay
Haldun Taner, der in der Türkei nicht nur als einer der besten Kurzgeschichtenerzähler, sondern auch als bedeutender Theaterautor bekannt ist, vergleicht in seiner Kurzgeschichte “Konçinalar” (Die Kartenbuben) die Spielkarten mit den Menschen.
Hier ist der “König”, der mit seiner ganzen Haltung eine unnahbare Würde ausdrückt. “Pique” hat etwas Unheimliches an sich, in seinem Schloß sind bestimmt dunkle Geschäfte im Gange. Wer weiß, wieviele Köpfe nachts im Schloßkeller rollen? Die “Dame”, weiß, füllig, hausbacken entspricht dem kleinbürgerlichen Frauenideal. Sie ist nicht besonders gebildet, dafür eine tüchtige Hausfrau und Mutter. Der Autor, der in hierarchischer Reihenfolge sämtliche Karten ausführlich beschreibt, langt zum Schluß ...